ENERGIEregion Nürnberg e.V.
18.11.2015

Fachforum zu Energiespeichern brachte Anwender, Forscher und Anbieter in Nürnberg zusammen und stieß auf sehr großes Interesse.


Bei der künftig dezentralen Stromversorgung kommt der Speicherung große Bedeutung zu. Ein gut besuchtes Fachforum in der IHK-Akademie Nürnberg informierte umfassend über Speicher in öffentlichen und industriellen Netzen.

Chemie-Professor Dr. Peter Wasserscheid schwärmt vor allem für die von ihm vorangetriebenen LOHC (Liquid Organic Hydrogen Carrier), „um überschüssigen oder eigenerzeugten Strom [in Form von Wasserstoff] zu speichern“. LOHC können unabhängig von Infrastrukturnetzen und ohne Explosionsgefahr zum Verbrauchsort transportiert werden.

Speicher für das Heute

Doch schon heute fließt immer mehr Regenerativ-Strom durch unsere Netze. Was nicht verbraucht werden kann, wird „abgeregelt“, sprich: Kraftwerke werden abgeschaltet. Doch das Fachforum zeigt laut Moderator und Energie Campus-Geschäftsführer Dr. Jens Hauch Alternativen auf. Siemens-Mitarbeiter Dr. Alexander Tremel stellt beispielsweise „Power to X (P2X)“ vor, also Verfahren, um Strom in Form von Wärme oder Kraftstoff zu speichern. Die verschiedenen Technologien seien heute schon wirtschaftlich, sagt Dr. Tremel.

Speicher und Energie: Mehr als nur Strom
Dr. Martin Kleimaier von der Energietechnischen Gesellschaft im VDE (ETG) vertritt eine „erweiterte Definition der Speicherung: Überschüsse aus Erneuerbaren Energien sollten chemisch oder thermisch zwischengespeichert werden, um sie bei Bedarf wieder einzusetzen."

Schwarmspeicher als neue Strategie
Für Timo Schürer von der Main-Donau-Netzgesellschaft (MDN) sind die oft noch verwirrenden rechtlichen Vorgaben ein Hauptproblem für mehr elektrische Speicher. Einfallsreich deshalb das von der N-ERGIE Aktiengesellschaft gestartete „SWARM“-Projekt: hier werden dezentrale Einzelspeicher zusammengeschlossen, um die Eigenverbrauchsquote der Kunden zu erhöhen. Die N-ERGIE kann so 1 MW so genannte Primärregelenergie anbieten, die kurzfristige Netzschwankungen ausgleicht.

Smart Grid Solar: „Energiezukunft made by ZAE“
Den Einsatz dezentraler Speicher im Versorgungsnetz untersucht laut Dr. Philip Luchscheider noch bis Mitte 2017 das Zentrum für Angewandte Energieforschung ZAE Bayern im Projekt „Smart Grid Solar“: Welche Speichertypen können den Strom kurz-, mittel- und langfristig und zu welchen Kosten speichern?

Beispiel Redox-Flow-Batterie (RFB): Die kann laut Dr. Andreas Luczak von Vanadis Power bis zu mehreren Tagen den Strombedarf ausgleichen. Bei Lebensdauer und der variablen Speichergröße liegt die RFB vorne. Nachteil ist der schlechtere Lade-Entlade-Wirkungsgrad. Zum Beispiel im Vergleich zu Lithium-Ionen-Akkus (Li-Ion). Die lassen sich bis zu Einheiten im MW-Bereich zusammenschalten und haben eine hohe Lebensdauer, erklärt Holger Schuh von Saft Batterien. Li-Ion stabilisieren heute schon schwache Netze.

Speicher-Kapazitäten im Vergleich
Doch insgesamt ist der Speicher- und Regelleistungsbedarf laut Prof. Dr. Matthias Luther vom Lehrstuhl für Elektrische Energiesysteme der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg im europäischen Kontinental-Verbundnetz recht gering. Auch die deutschen Pumpspeicher-Wasserkraftwerke sind nur ein kleiner Punkt im Stromverbrauchskuchen: Mit 40 GWh können sie genauso viel Energiemenge speichern, wie die Batterien von 2 Mio. Elektroautos.

Speicher - (fast) alle sind betroffen

Das Speicher-Thema betrifft viele: Das zeigt die breit gefächerte Mischung der ca. 170 Teilnehmer sowie die Veranstalter-Riege des Fachforums. Gemeinsam mit dem Energie Campus Nürnberg haben dieses die IHK Nürnberg für Mittelfranken, der VDE-Bezirksverein Nordbayern e.V., der VDI Bezirksverein Bayern Nordost e.V. und die ENERGIEregion Nürnberg e.V. auf die Beine gestellt.

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